Bürgermeister/innen als „Klagemauer, Anwälte der Kleinen, Friedensstifter, Vernetzer“
Am Freitag, 14. Oktober fand eine Begegnung der Visitator/innen Dr. Bischof Manfred Scheuer, Generalvikar DDr. Severin Lederhilger und Mag.a Brigitte Gruber-Aichberger mit Bürgermeister/innen der Region im Pfarrheim in Kollerschlag statt.
Teilnehmende waren Johannes Resch (Kollerschlag), Mag. Manuel Krenn (Oberkappel), Nicole Leitenmüller BEd (Lembach), Josef Wögerbauer (Niederkappel), Johannes Plattner (Julbach), Felix Grubich (Peilstein), Ing. Johann Bramel (Sarleinsbach), Bernhard Fenk (Putzleinsdorf), Martin Raab (Hofkirchen), Hermann Gierlinger (Pfarrkirchen), Andreas Gleirscher (Neustift), Vizebürgermeister Alexander Egger (Nebelberg) sowie Dechant-Stellvertreter Mag. Dipl.-Ing. Franz Lindorfer (Pfarrer von Sarleinsbach und Pfarrprovisor von Putzleinsdorf), der Pfarrer von Kollerschlag Laurenz Neumüller und der Pfarrgemeinderatsobmann von Kollerschlag Wolfgang Thaller.
Bischof Manfred Scheuer würdigte das vielfältige, oftmals fordernde Engagement der Bürgermeister:innen und betonte das gute Miteinander zwischen Pfarrgemeinden und politischen Gemeinden. Bürgermeister/innen müssten hohen Erwartungen gerecht werden, so Scheuer: „Sie sind für das Gemeinwohl verantwortlich und sollen regieren, Sie sollen Gemeinwesenarbeiter und Kulturförderer sein, aber auch Anwälte der Kleinen und Schwachen. Nicht selten sind Sie Klagemauer und müssen Prügel einstecken, oft sind Sie als Diplomaten oder Friedensstifter gefragt. Vielfach kommt Ihnen eine Vernetzungsrolle zu – bei Ihnen laufen die Fäden zusammen. Manchmal sollen Sie einfach dabei sein und repräsentieren, zu den verschiedensten Anlässen die richtigen Worte finden. Gefragt sind Sie als Organisatoren oder als Architekten eines Lebensraums. Auch für Ordnung und Sicherheit werden Sie verantwortlich gemacht.“ Dass diese vielen Zuschreibungen und Rollen oft schwer miteinander in Einklang zu bringen sind, bestätigten die Gemeindeoberhäupter im Austausch mit den Visitator/innen.
Im Gespräch wurde über aktuelle Herausforderungen in der Region diskutiert. Wohl am herausforderndsten ist es für die Bürgermeister/innen derzeit, die finanziellen Nöte der Menschen abzufedern, die durch die Teuerungswelle massiv verschärft wurden. Immer schwieriger wird es angesichts der stetig steigenden Grundstückspreise, leistbaren Wohnraum anzubieten. Der Fachkräftemangel wird in allen Bereichen spürbar – auch bei der Gemeindeverwaltung, in den Kindergärten und besonders im Pflegebereich. Die Bürgermeister/innen orten den Wunsch der Gemeindebürger/innen nach einer „Rundum-Versorgung“. Umgekehrt sinkt bei vielen die Bereitschaft, durch regelmäßiges ehrenamtliches Engagement einen persönlichen Beitrag zu leisten.
Das Miteinander von Kirche und Politik kennt Nicole Leitenmüller aus ihrem beruflichen Alltag: Sie ist Bürgermeisterin von Lembach und Referentin im Fachbereich Pfarren der Katholischen Jugend OÖ. Dass sich Bischof Scheuer, Generalvikar Severin Lederhilger und Brigitte Gruber-Aichberger für die Bürgermeister/innen und ihre Anliegen Zeit genommen hätten, sei auch von ihren Kollegen geschätzt worden. „Es war ein Gespräch auf Augenhöhe, bei dem wir wirklich gehört wurden“, so Leitenmüller. Der Austausch mit Bischof Scheuer und dem Visitator/innenteam war für sie wichtig und wertvoll: „Uns beschäftigen die gleichen Themen, wenn es darum geht, gut für die Menschen da zu sein – wir sitzen im gleichen Boot.“ Die Bürgermeisterin von Lembach, die auch ausgebildete Trauerbegleiterin ist, erlebt immer wieder, dass sie auch ein Stück weit Seelsorgerin ist: „Die Menschen wenden sich manchmal mit sehr persönlichen Anliegen an mich.“ Häufig verweise sie bei Notlagen auch auf kirchliche Unterstützungsangebote, etwa auf Caritas-Beratungsstellen oder die Bischöfliche Arbeitslosenstiftung.
Fotos: © Diözese Linz / Jack Haijes